Faktenbericht
Im Jahr 2013 hat das Swiss Medical Board (SMB) eine Statinbericht publiziert. Darin wird behauptet, dass für ein Jahr in guter Lebensqualität 210 000 Fr. mit Statinen bezahlt werden müssen. Der „base-case“ für diese Behauptung ist eine Person mit einem Risiko für Herzinfarkt oder Hirnschlag (tödlich oder nicht tödlich) von 5% in 5 Jahren, bei welcher mit Statinen das LDL Cholesterin um 1.0 mmol/l für Tageskosten von 1 Fr gesenkt wird, was zu einer relativen Risikoreduktion von 22% führt. Somit werden in 5 Jahren 11 Ereignisse verhindert und 91 Personen müssen behandelt werden, um ein Ereignis zu verhindern.
Das SMB behauptet dann, dass für ein tödliches Risiko für Herz- und Hirninfarkt von 5% in 10 Jahren eben diese 210 000 Fr pro QALY zu bezahlen sind und behauptet weiter, dass diese Kosten durch ein tödliches Risiko von Herz- und Hirninfarkt von 10% (später ohne nachvollziehbare Kalkulationen) auf 7.5% reduziert, immer noch 160 000 Fr pro QALY betragen würden.
Das ist alles sehr verwirrend. Wir versuchen, zu erklären. Gemäss SMB ist das Risiko für tödlichen Herz- oder Hirnschlag im „base-case“ mit 0.91% in 5 Jahren zu beziffern. Für dieses Sterberisiko gelten also die erwähnten 210 000 Fr pro QALY. Prof. Felder hat dann das gleiche für 10 Jahre berechnet und stellte erneut fest, dass die Kosten nun sogar 220 000 Fr pro QALY betragen würden. Er hat uns dann jedoch mitgeteilt, dass er einen Fehler in den Berechnungen beim Wechsel von 5 auf 10 Jahren gemacht habe.
Das Problem: über den Zeitraum von 10 statt 5 Jahren Statin Behandlung vervierfachen sich die QALY. Das Sterberisiko verdoppelt sich aber nur von 0.91% auf 1.82% und die Kosten pro QALY betragen dann 95 666 Fr pro QALY. Diese Kosten betreffen also das Risiko für tödlichen und nicht-tödlichen Herz- und Hirnschlag von 10% in 10 Jahren. Herr Prof. Felder berechnet aber ab einem Risiko für tödlichen Herz- und Hirnschlag von 5% (= tödlich und nicht tödliches Risiko 27.5%) in 10 Jahren Kosten von 210 000 Fr pro QALY. Tatsächlich betragen für dieses Risiko die Kosten 17 081 Fr pro QALY und für das Sterberisiko von 7.5% (=tödlich und nicht tödliches Risiko von 41%) 2 089 Fr statt 160 000 Fr pro QALY. Die Fehlberechnungen von Prof. Felder führen also zu Kostenunterschieden von mehr als 100 000 Fr pro QALY. Eine kosteneffektive Behandlung erscheint nicht kosteneffektiv.
Die Auswirkungen dieses Fehlers haben wir berechnet, unser Gutachten zeigt die enormen Konsequenzen für die Volksgesundheit auf und die Fehlberechnungen haben wir auch zusammen mit Prof. Th. Szucs publiziert.
Aus wissenschaftlicher Sicht ist der SMB Statinbericht falsifiziert und muss zurückgezogen werden. Dies ist jedoch trotz mehrfacher Anmahnung nicht geschehen (Interventionen vom VEMS z.B. SMB und Daniel Scheidegger, SAMW).
Die Helsana Krankenversicherungsgesellschaft (CEO: Prof. Th. Szucs) hat darauf beim Bund angeregt, einen HTA Bericht zu den Statinen erstellen zu lassen. Dies ist nun erfolgt. Hier das zentrale Ergebnis:
Wir sehen hier die Tabelle mit Kosten pro QALY für das AGLA RIsiko für Herz- und Hirnschlag, beide tödlich oder nicht tödlich. Wir erinnern uns: Prof. Felder berechnet für ein tödliches und nicht tödliches Herz- und Hirnschlagrisiko von 27.5% Kosten von 220 000 Fr pro QALY in 10 Jahren und für ein entsprechendes Risiko von 41.3% Kosten von 160 000 Fr pro QALY in 10 Jahren. Die oben abgebildete Tabelle 5 zeigt nun für diese Risiken einen return on investment der Statinbehandlung, welcher rund (gemittelt über die Altersklassen) rund 3 000 Fr beträgt. Der HTA Bericht des Bundes berechnet also einen return on investment, Prof. Felder Kosten von 220 000 Fr. pro QALY.
Im Ergebnis hat somit auch der Statin Bericht des Bundes den Statinbericht des SMB / Prof. Felder falsifiziert: das Gegenteil ist wahr, Statine sind äusserst kosteneffektiv, bis zu niedrigen Risiken: nicht Kosten von 220 000 Fr. sondern ein return on investment resultieren bei diesen Risiken für die Statin Behandlung. Und nicht nur das. Wie wir im SMW publiziert haben, ist auch bei niedrigeren Risiken die Statinprävention bei Gesunden kosteneffektiv bis zu einem AGLA Risiko von rund 2-3%, dies vollkommen übereinstimmend mit dem HTA Bericht des Bundes (siehe obige Tabelle 5).
Schlussfolgerungen
Der HTA Bericht des SMB zu den Statinen aus dem Jahr 2013 basiert auf Fake Berechnungen, welche Prof. Felder ja uns gegenüber auch zugegeben hat. Die gesellschaftlichen und juristischen Implikationen dieses Fehlers müssen nun aufgearbeitet werden.